Mittwoch, 13. Juni 2007

Das Treffen

5.32 Uhr:
Der Wecker beendet meinen unruhigen Schlaf. Unruhig wie vor einem ungewissen Prüfungsausgang.
Und sehr ungewiß ist auch der Ausgang des neuen Tages.
Gut das gleich am morgen eine Entscheidung fallen wird.
Gut ist auch, die Entscheidung kann kein Kompromiß sein . Es bleiben nur zwei Alternativen und irgendwie sind mir jetzt beide recht.
Das war bei weitem nicht immer so und während ich unter die Dusche stolpere erinnere ich mich.
Als ich sie das erste Mal sah, war ich verwundert über ihre äußere Robustheit und wenig später ging sie mir das erste (und wie sich später herausstellen sollte auch das einzige) Mal gewaltig auf die Nerven, indem sie etwas kritisierte ohne Einblick zu haben. Aber dadurch nahm ich sie von Anfang an sehr ernst.
Zwangsläufig trafen wir uns nun einmal in der Woche und kamen uns langsam näher.
Die „Chemie“ stimmte und wir waren uns sympathisch. Alsbald gingen wir folgerichtig einen Ball kaufen, wobei wir über uns sprachen, wohl etwas mehr über mich, denn ich hätte schwören können, dass sie in mich verliebt sei so traurig sah Sie mich an.
Hu ist die Dusche kalt, aber wenigstens bin ich wach. Was nützt es in der Vergangenheit zu schwelgen ? Die Zukunft wird in der Gegenwart gemacht !
Ist das wirklich so? - frage ich mich beim Anziehen.
Ist nicht vielmehr in der Vergangenheit entschieden worden und wird nicht vielmehr in der Gegenwart erst ein folgenreiches Resultat sichtbar ? Und ist nicht das Resultat der Vergangenheit, die Gegenwart welche erst eine Zukunft ermöglicht, wie immer diese auch aussehen mag ?
Solche Fragen sind mir wichtig als ich die Treppe hinabsteige und ich bin verwundert wie unwichtig mir im Vergleich dazu das tatsächliche Ergebnis wird.
Trotzdem ich davon überzeugt war, dass Sie mich liebt hätte ich nicht gedacht das es einmal soweit kommt. Klar fühlte ich mich zu Ihr hingezogen, Sie ist jung und unbekümmert aber das wir gleich ...

Kühler Morgenwind saust um meine Nase und vertreibt meine aufregenden Gedanken. Man merkt der Stadt an, dass Sie an einem Dienstagmorgen erwacht. Alles ist nicht mehr so hektisch wie an einem Montagmorgen aber auch nicht so routiniert wie an einem Mittwoch, es ist halt Dienstag und es ist kühl und trübe und gar nicht sommerlich.
Als ich das Garagentor aufschließe spekuliere ich wie mir am Abend zu Mute sein wird. Egal jetzt ! Wir haben etwas sehr schönes getan und ich möchte keine Sekunde missen. Ich kann mit der Konsequenz leben aber lieber wäre mir, wir hätten uns zu ihr entschlossen, um der Konsequenz willen. Nun, ich fahre los und schimpfe mich selbst einen Feigling, meiner Bedenken wegen. Glücklicherweise bin zuerst am vereinbarten Treffpunkt, so habe ich noch etwas Zeit den Augenblick „davor“ zu genießen.
Es ist 5.52 und etwa 2min passiert nichts. Auch mein Kopf ist völlig leer. Dann erkenne ich Ihren Wagen. Er kommt mit Warnblinkanlage auf mich zu. Wir steigen aus. Die Spannung ist unerträglich, dennoch werde ich nicht danach fragen. Vielmehr sage ich Guten Morgen und frage wie Sie geschlafen hat und ob Sie noch Halsschmerzen hat.
Sie antwortet und sagt beinahe ärgerlich ob meiner nebensächlichen Fragerei :
„Ich bin übrigens nicht schwanger“.
Ich versuche Sie in den Arm zu nehmen und sage:
„Macht nichts, versuchen wir es eben noch mal.“

Ingwiner Schlawiner

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